Wer es kennt, liebt es. Wer es nicht kennt, meint es wäre von gestern. Und wer zu viel Geld
hat kauft leichtfertig was anderes und ärgert sich schnell, mag das aber nicht zugeben. Worum
geht es? Zunächst einmal Lotus, dann IBM und jetzt HCL. Immer Domino. Die Software,
über die man wenig reden muss, weil sie einfach läuft und läuft und läuft. Und das zu einem
wirklich günstigen Preis. Der Server ist irgendwie unschlagbar: immer wieder aktualisiert, mit
einer herausragenden Security, einer ansonsten unerreichten Replizierungstechnologie und
seit Version 10 auch der Unterstützung der beliebtesten, aktuellen Anwendungslandschaften
um JavaScript.
HCL International hatte im Oktober 2017 die Entwicklung der Domino-Plattform in einer
Designpartnerschaft de facto übernommen und mit dem pünktlich gelieferten Release V10
bewiesen, dass sie verstehen leicht angestaubter Software neues Leben einzuhauchen. Jetzt,
zum 1. Juli hat HCL u.a. Domino komplett von der IBM übernommen und will jetzt zeigen,
was sie können. Und sie können!
Es ist als würde die Morgensonne ein zweites Mal aufgehen: War Notes Domino einst die
Anwendungsentwicklungsplattform für jeden, der schnell mal eben eine Anwendung
brauchte, oft eine Tabelle mit etwas Workflow, so wird es mit V11 wieder so kommen. So
sind Millionen von Anwendungen entstanden, die auf dem Domino Server laufen (Notes ist
lediglich der klassische Client). Der Notes Designer, mit dem man die Anwendungen erstellen
konnte und kann, hat über die Jahre immer mehr Funktionalität erhalten. Damit konnte man
auch immer komplexere Anwendungen schreiben, wodurch IBM das Feld einfacher
Anwendungen schleichend zu einem Teil Excel mit seinen Makros überlassen hat, die
übrigens der Notes Formelsprache sehr ähnlich sind.
HCL hat sich vor dem Kauf der IBM Software genau überlegt, wo die Stärken der Produkte
und wo Lücken am Markt sind. Kurz gesagt:
- Open Source Lösungen für Professionelle Entwickler haben – im Vergleich zu
Domino – teilweise Schwächen bei der Datensicherheit, offline-Verfügbarkeit,
Replikationsmöglichkeiten, usw.
- Excel dagegen hat in der Regel ein völlig ungemanagtes Umfeld und die entstehenden
Dateien lassen sich zwar als Anhänge verteilen, aber nicht so leicht direkt in Portale
und andere Anwendungen einbinden. Es sind eben Dateien und keine Anwendungen,
wie es moderne IT-Welten benötigen.
- Fast alle Unternehmen haben hunderte und machmal zig-tausende von DominoAnwendungen, die zu einem erheblichen Teil unternehmenskritisch sind. Auch
wenn es einige Anbieter gibt, sie könnten angeblich Domino Anwendungen einfachen
migrieren, so ist das in der Regel und abgesehen von einfachen Teamroom-Templates
einfach Unsinn. Es zeigt sich in der Realität von Projekten, dass es gar kein
vergleichbares Zielsystem gibt, das es mit Domino aufnehmen kann – und da spreche
ich gar nicht über Kosten! Damit kann man nicht einfach mal eben so wegmigrieren.
Mit Domino hat eine bemerkenswert gute, umfassende und kostengünstige Lösung
und dessen sollte man sich bewusst sein. Es stellt sich eher die Frage „warum
ablösen?“. Wer jetzt meint das wäre proprietär und böse, sollte sich mal die Frage
stellen, wie man einem Microsoft-Kosmos wieder entrinnen kann, wenn man einmal
drin ist? Und da reden wir nicht immer über gut und kostengünstig, sondern eher über
ein „Lizenzgefängnis“. Verständlich ist, dass einem nach vielen Jahren der
erfolgreichen Nutzung von Notes Domino-Anwendungen die Oberflächen nicht mehr
modern genug vorkommen mögen. Aber da kann man heute etwas mit kleinem Geld
machen und sie so auch auf beliebige Geräte bringen.
Es geht also darum drei Gruppen von Anwendungsentwicklern effektiv zu unterstützen:
die Profis, die einfachen Nutzer aus Fachabteilungen, die wenige Programmierkenntnisse
haben und den gestanden Notes Entwickler, der seine Anwendungen modern halten möchte.
Alle drei sind jetzt bei HCL WIEDER in Fokus!
- Domino V11 wird mit einem neuen, Browser-basierten „Low Code“ Builder mit dem
Namen LEAP sozusagen nach unten erweitern – dorthin, wo Notes mal begonnen
hatte, allerdings im Browser. LEAP baut auf den auf den ehemaligen Forms
Experience Builder auf, ist jetzt aber auf Domino portiert und erweitert so das Feld der
„eben mal schnell“ Anwendungsentwicklung für den „Citizen Developer“(jeder wie
Du und ich). Und man kann auch mit Excel-Dateien starten und sie importieren. LEAP
hatte auf der DNUG-Konferenz in Juni und auch der HCL Factory Tour im Juli sehr
besonders viel Beifall bekommen – kein Wunder!
- Für die ProCoder wird das AppDev Pack, das die JavaScript-Welt (node.js., react,
usw) mit Domino verbindet, massiv weiter ausgebaut.
- Und die klassischen Domino-Entwickler erhalten Erweiterungen der Lotus
Formelsprache und mehr Unterstützung für (mobile) Geräte mit unterschiedlichsten
Formfaktoren und auch xPages werden moderat weiter ausgebaut, wobei letzteres mit
dem AppdevPack und JavaScript eine neue Alternative in der Plattform findet.
Damit ist Domino V11 mein bester Freund in Sachen „wir brauchen neue, eigene
Anwendungen“. Dass das zieht, zeigt allein schon das große Interesse von jetzt bereits über
1000 Partnern weltweit, die sich in den ersten Wochen schon im HCL Partnernetzwerk
eingefunden haben. Die Sonne der Domino Anwendungen geht ein zweites Mal auf.
Daneben wird Domino V11 erneut mit einer Vielzahl von Verbesserungen und neuen
Funktionen kommen. In Kürze:
- Unterstützung für klassische Domino-Anwendungen ohne Neucodierung auch auf
iPhone, und Android Pads – auf dem iPad ist es ja schon länger verfügbar – und nach
V11 dann auch auf ausgesuchten Android Phones. Die App wird HCL Nomad
heißen. Dabei wird dann auch die GPS Funktion dieser Geräte nutzbar sein.
- Vereinfachung des Domino-Einsatzes im Microsoft-Umfeld durch Microsoft ADFSSynchronisierung
- Weitere Reduzieren der Betriebskosten durch den Einsatz von Cloud Object Storage
für Attachments nach Industriestandard, also eine Erweiterung der beliebten DAOSFunktion
- Vereinfachung des Zugriffs durch HTTP-Authentifizierung mit dem Notes ID
Passwort
- Wechsel zu Open JVM 8 und OpenSSL
- Ein Event-Publisher für bessere Integration mit anderen Systemen
- Und alle Sprachversionen werden erstmals zum eGA Termin mit verfügbar werden (!)
Neue Clients, bzw. überarbeitete Bedienoberflächen, kommen für:
- Sametime V11 mit Persistant Chat für moderne Real-time Team-Collaboration, mit
neuen Browser Client und neuen Lösungen für Meetings (ohne Plug-ins!)
- Übergreifende free/busy-Interoperabilität im Kalender
- Notes V11 als wesentlich überarbeiteter Client
- Zusätzlich ein ganz neuer, leichtgewichtiger Client, für den es noch keinen
endgültigen Namen gibt. Er läuft im Browser, nutzt die Nomad Technologie für
Domino Apps, die auch auf den mobilen Geräten genutzt wird, und verbindet sie über
WA (WebAssembly-Technologie) mit Verse on prem für E-Mail. Das hat für mich das
Potenzial in vielen Umgebungen den Notes Rich Client ersetzen zu können. Als
Browser-Lösung benötigt er keinen Rollout und ist somit viel flexibler für
regelmäßige, weitere Verbesserungen. Zudem ist die Oberfläche sehr modern und
leichtgewichtig. Ein wahrer Game-Changer! (Wobei im Moment noch nicht ganz klar
ist, ob er bis V11 fertig wird oder etwas später kommen wird.)
- Verse on Premises (VOP), das mittlerweile der vielleicht schönste und am
einfachsten zu bedienende E-Mail-Client am Markt ist. HCL bemüht sich in hohen
Tempo die letzten noch fehlenden Funktionen für eine vollständige, alleinstehende
Lösung zu ergänzen.
- Safelinx (vormals: IBM Mobile Connect) für modern VPNs auch von on prem aus.
Wer das schon mal ganz in Ruhe testen möchte, kann sich jetzt zu einer zweistufigen Beta
anmelden. Stufe 1 beginnt am 4. September und Stufe 2 folgt Mitte Oktober. Das finale
Release V11 ist dann bereits in Q4 2019 zu erwarten.
HCL macht alles richtig – oder?
Quellenangabe:
Geschrieben von Thomas Zeizel, IBM am 24.08.2019 in Tom Zeizels ICS Blog
Unit Executive IBM Watson Collaboration, D-A-CH